2.1 Struktur eines attraktiven Lebenslaufs
 
 
Die Chancen einzelner Berufsgruppen sind natürlich auch sehr konjunkturabhängig. So gibt es Perioden, da haben Maschinenbauer mit einer abgeschlossenen Lehre/ Studium exzellente Berufschancen. Einige Zeit später trifft das dann möglicherweise auf ganz andere Berufsgruppen zu. Unabhängig von diesen Konjunkturzyklen  sind natürlich auch die Anforderungen an einen guten Lebenslauf  einem zeitlichen Wandel unterworfen.

1. 28 Fragen an Personalchefs

Um uns ein Überblick über die Anforderungen zu verschaffen, die von Personalchefs an einen interessanten Lebenslauf gestellt werden , haben wir bei der Abfassung unseres Buches (vergl. Literaturhinweis), haben wir an etwa siebzig Personalchefs sehr unterschiedlicher Firmen einen Fragebogen  mit 28 Fragen aus fünf verschiedenen Bereichen verschickt, die mit ja/nein zu beantworten u. ggf. zu kommentieren waren. Ferner baten wir um die Angabe für KO-Kriterien. Wir haben zweiundfünfzig Antworten erhalten. Hohe Ja-Quoten erhielten:

  • Angaben über die Staatsangehörigkeit (EU-Bürger brauchen keine Arbeitserlaubnis)
  • Auslandsaufenthalte (52 ja- Antworten: erlaubt Rückschlüsse über Flexibilität)
  • Hobbys (Gemeinschaftssportarten werden besonders hoch eingeschätzt)
  • Teamfähigkeit/ Sozialkompetenz/ Kommunikationsverhalten
Interessenten finden diesen Fragebogen und die kompletten Antworten ebenfalls in unserem Buch.
2. Sieben Strukturelemente eines unüblichen Lebenslaufs:

Aufgrund dieser Erkenntnisse und unserer sonstigen Erfahrungen haben wir ein Schema für einen "attraktiven Lebenslauf" entwickelt, der sich in der Praxis sehr bewährt hat. Er besteht aus den folgenden sieben Abschnitten:

  1. Zielvorstellung;
  2. Profil/ Komprimiertes Berufsbild;
  3. Beruflicher Werdegang und Praktika;
  4. Ausbildung;
  5. Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten/Erfahrungen;
  6. Außeruniversitäre (außerberufliche ) Aktivitäten;
  7. Persönliche Daten;
3. Anmerkungen zu den Punkten 1-7
1. Zielvorstellung: Sie hat die Aufgabe,  das Interesse eines Lesers innerhalb der entscheidenden ersten 30 Sekunden zu wecken. Sie dient also als Blickfang und muß daher entsprechend  interessant abgefaßt sein. Inhaltlich soll sie die schon mehrfach angesprochenen drei Fragen, ich bin, ich kann, ich will auf "engstem Raum" in 2-3 Sätzen beantworten.
Glauben Sie mir: Die Formulierung dieser Kurzfassung ist harte Arbeit. Der Aufwand lohnt sich, wie wir noch sehen werden, trotzdem und zwar an verschiedenen Stellen des Bewerbungsprozesses.
Formulieren Sie nun eine auf Ihre Person abgestimmte Zielvorstellung.
4. Ü (2.1/1): Entwurf einer Zielvorstellung
Training     Rufen Sie dazu Übung 2.1/1 auf

2.  Profil: (Komprimiertes Berufsbild )
Es gilt, den Leser Ihres Lebenslaufs in zwei oder drei ausdrucksstarken Sätzen über alle relevanten Examina und Ihren bisherigen beruflichen Werdegang zu informieren. Es sollte folgende Informationen enthalten:

  • Abschlußprüfung: Dipl. Ing.; Meister usw.
  • Sprachkenntnisse;
  • Praktische Erfahrungen, z.B. Vertriebserfahrung bei Fa. XY;
  • Schwerpunkte von Ausbildung und Praxis.
Beispiel:
Dipl. Physiker, Dr. rer. oec. mit 31jähriger Berufspraxis in verschiedenen nationalen und internationalen Stabs- und Linienfunktionen bei einem Weltkonzern  mit Schwerpunkt Marketing/ Vertrieb. Systematische fachliche und fachübergreifende Fortbildung durch den Besuch firmeneigener sowie  externer Weiterbildungslehrgänge. Lehrtätigkeit im Bereich Feinwerktechnik an der FH München.
Das Profil ist insbesondere für Bewerber mit Berufserfahrung quasi eine Bestätigung Ihres in der Zielvorstellung ausgelegten Köders.  Während Sie in der Zielvorstellung Ihre Person und Ihre Fähigkeiten in ein günstiges Licht rücken, legen Sie im Profil Beweise für die Seriosität Ihres Versprechens vor.
Entwerfen Sie eine Beschreibung Ihres Berufsprofils.
5.Ü (2.1/1): Entwurf meines Profils analog zu meiner Zielvorstellung
Training     Rufen Sie dazu Übung 2.1/2
3. Beruflicher Werdegang und Praktika:br> Setzen Sie sich bitte (in Gedanken)  auch hier wieder auf den Bürostuhl des Lesers Ihrer Bewerbungsunterlagen im allgemeinen und Ihres Lebenslaufs im besonderen. Ihn interessiert, was Sie von den x Lebensläufen auf dem vor ihm liegenden Bewerbungsstapel unterscheidet. Ihn interessiert, was Sie besonderes in Ihrer Lehre, in einem Praktikum oder während Ihres Studiums erlebt bzw. geleistet haben. Im Zeitalter  Globalisierung interessieren den Leser insbesondere Auslandspraktika und längere Auslandsaufenthalte, die  berufsbedingt oder zum Zwecke des Erlernens einer Fremdsprache oder der Horizonterweiterung unternommen wurden. Als Nebenprodukt dieses Denkprozesses wird  sicher noch das eine oder andere PAR abfallen

An dieser Stelle möchte ich noch auf einen ganz wichtigen Tatbestand verweisen: Der Leser Ihrer Bewerbungsunterlagen wird nur in Ausnahmefällen ein Fachmann auf Ihrem Gebiete sei, d.h.: Beschreiben Sie Ihre Darlegungen einerseits möglichst aussagefähig und interessant; verwenden Sie aber unbedingt ein für jedermann verständliches Umgangsdeutsch.

4.  Ausbildung

  • Schulen, knappe Zusammenfassung (s. Beispiel Rubinus Muster)

  • Falls Sie als Schüler eine Funktion inne hatten z.B. Schulsprecher, bitte unbedingt angeben.
  • Wehrdienst; bitte auch hier Besonderheiten erwähnen, etwa LKW Führerschein oder Bedienung von Radar oder ähnlichen Geräten.
  • Zivildienst: Besonderheiten erwähnen.

  • Überlegen Sie sich für den Fall, daß Sie im Vorstellungsgespräch auf einen Andersdenkenden treffen sollten einen Grund, warum Sie keinen Wehrdienst ableisten wollten.
    Anmerkung: Der Zivildienst ist , anders als noch vor zwanzig Jahren,  heute eine durchaus anerkannte Alternative zum Dienst mit der Waffe.
  • Hochschulstudium: Erwähnen Sie auch hier alle Ihre Aktivitäten, die die Beherrschung heute geforderte Schlüsselqualifikationen beweisen/belegen  können, nämlich Teamfähigkeit, Kommunikationsvermögen oder Durchsetzungsvermögen. Interessant sind ferner alle  Besonderheiten Ihres Studiums,  z.B. USA-Stipendium oder ein Studienaufenthalt an einer fernöstlichen Universität. Dazu zählt auch der sogenannte "zweite" Bildungsweg. Der Bewerber hat Initiative und Durchhaltevermögen bewiesen. Bei Bedarf sollten Sie auch Ihr Diplom und ggf. das Promotionsthema angeben.
class="fett">5. Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten/Erfahrungen:

Hierher gehören:

  • PC-Kenntnisse, insbesondere spezielle Programmiersprachen, Betriebsysteme und Anwendungen wie etwa SAP. Obwohl heute Kenntnisse des Internet dazugehören wie etwa der Führerschein, empfehle ich Ihnen trotzdem einen kurzen Hinweis. Fortbildung: Abendseminare; VHS; Rhetorik/Teamarbeit;
  • Sprachen; Wort/Schrift; geläufig; perfekt;
  • Ferner: Z. B.: Erste-Hilfe-Kurs, ...
6. Außeruniversitäre (außerberufliche), außergewöhnliche Aktivitäten :
  • Vereine: Kegeln; Feuerwehr; Blaskapelle;
  • Hobbys; sie geben Aufschluß über Ihre Persönlichkeit und sind deswegen insbesondere für Personalchefs aufschlußreich. Wegen der damit verbundenen Teamfähigkeit sind hier vorzugsweise Mannschaftssportarten wie Fuß- oder Volleyball  von Interesse. Überlegen Sie aber gut, ob Sie Extremsportarten wie Drachenfliegen u. dergl. angeben. Tun Sie dies nur, wenn diese ein unverzichtbarer Teil Ihrer Persönlichkeit sind.
7. Persönliche Daten
  • Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Familienstand;

Anmerkung: Sie werden sich sicher wundern, warum Ihre persönlichen Daten erst am Schluß erscheinen. Denken Sie aber bitte an das 30 Sekundenfilter. Ein Leser interessiert sich (in den ersten 30 Sekunden) für Dinge, die Sie von den übrigen Bewerbern unterscheiden. Wenn Sie ein interessanter Kandidat sind, können Sie häufig auch ein vom Arbeitgeber vorgegebenes Alterslimit überspringen. Erwähnen Sie hingegen Ihr Geburtsdatum zu Beginn, wird Ihre Bewerbung sofort ausgemustert.  "Spicken" Sie ferner Ihren Lebenslauf mit denjenigen Ködern, die Sie für eine bestimmte Bewerbung brauchen.

Zusammenfassung: Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, rufen Sie bitte die Datei Mind Map auf.

Sie erkennen auf einen Blick wichtige Parameter/ Inhalte Ihres Lebenslaufs. Die Verbindungslinie zu den Suchstrategien (Kapitel 3) soll andeuten, daß Sie auch in Ihrem Lebenslauf unternehmensspezifische Akzente setzen müssen.

Weitere Einzelheiten zu diesem wichtigen Thema können Sie im gleichnamigen Abschnitt unseres Buches nachlesen. Ferner finden Sie im Anhang eine Reihe von Beispielen für attraktive Lebensläufe.

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